Prothetik: Fall 3

Eine 61 Jahre alte Frau verliert wegen Parodontitis (im Volksmund: Parodontose) einen Backenzahn (Abb. 1), der für die Haltefunktion der sehr gut adaptierten, vor 26 Jahren (am 4. September 1979) eingegliederten Oberkieferteilprothese (Abb. 2) eine absolut strategisch wichtige Rolle einnahm.

Durch den Verlust dieses eigenen Backenzahnes würden die restlichen eigenen Zähne auf der Gegenseite in wenigen Jahren aus funktionellen Gründen auch verloren gehen, weil auf der Kieferseite, wo jetzt keine eigenen Backenzähne mehr stehen, bei jedem Kauen die Prothese viel tiefer in die Schleimhaut absinken würde als auf der Gegenseite, wo die Teilprothese mittels Klammern gut an den eigenen Zähnen befestigt ist.

Abb. 1
Abb. 1 - Röntgenbild. Parodontitis: tiefe, fast bis an den Sinusboden reichende Knochentasche (grün gestrichelte Linie) des wackeligen Backenzahnes, der gezogen werden muss.

Es muss also, um die Teilprothese und das Restgebiss zu stabilisieren, ein gesundes, festes Element den verlorengegangenen Backenzahn ersetzen, was nur mittels eines Implantates möglich ist.

Mein Vorgehen:

  1. Ich ziehe den erwähnten Backenzahn und repariere die Teilprothese.
  2. Vier Monate später setze ich ein kräftiges und langes Implantat mit Sinuslift (Abb. 3). Die gelbe Linie in der Abb. 3 zeigt den ortsständigen Kieferkammknochen, die grüne den ursprünglichen Sinusboden und die rote den neuen Verlauf des Sinusbodens nach dem Sinuslift.
  3. Wieder drei Monate später kann bereits das Halteelement, ein Druckknopf, im Implantat verankert und das Implantat belastet werden.

Abb. 2
Abb. 2 - die 26 Jahre alte Teilprothese, Ansicht von aussen.

Abb. 3
Abb. 3 - gesetztes Implantat als Ersatz des Backenzahnes zur Stabilisierung der Teilprothese.

In Abb. 4 ist der Druckknopf bereits im Implantat verankert. In Abb. 5 sieht man die in der Teilprothese neu eingebaute Druckknopfhülse, welche beim Einsetzen des abnehmbaren Zahnersatzes auf dem Druckknopf einschnappt.

Abb. 4
Abb. 4 - im Implantat verankerter Druckknopf (güner Pfeil).

Abb. 5
Abb. 5 - angepasste Teilprothese mit Hülse für den Druckknopf (güner Pfeil), Ansicht von innen.

Die im Mund eingesetzte Teilprothese ist dank des Implantates mit Druckknopf wieder total stabilisiert, schaukelt nicht mehr und bekommt einen sehr guten Halt (Abb. 6 und 7).

Bei gleichbleibend guter Mundhygiene der Patientin und regelmässiger halbjährlicher Prophylaxesitzung bei der Dentalhygienikerin haben Teilprothese und Resteigenbezahnung eine sehr gute Zukunft, womöglich ein weiteres Vierteljahrhundert.

Abb. 6
Abb. 6 - orale Ansicht der eingesetzten Prothese.

Abb. 7
Abb. 7 - extraorale Ansicht der eingesetzten Prothese.

Nach 26 Jahren war dies die erste Reparatur am Zahnersatz. Solche Lösungen sind kostengüstig und mit hohem Nutzen.

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