Prothetik: Fall 7
Dieser Fall zeigt einen 59 Jahre alten Patienten, der seit Jahrzehnten eine Teilprothese in beiden Kiefern trägt. In Abb. 1 ist die Oberkieferrestbezahung gezeigt, in Abb. 2 die bestehende, abnehmbare Oberkiefer-Teilprothese.
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Die Situation im Unterkiefer ist in Abb. 3 gezeigt. Die alte, abnehmbare Unterkiefer-Teilprothese sieht man in Abb. 4.
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Die ursprüngliche Situation im Mund mit und ohne Teilprothesen sind in den Abb 5 bis 8 gezeigt.
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In einer Planungsphase wurden drei verschiedene mögliche Varianten eines Zahnersatzes mit den entsprechenden Kosten besprochen. Der Patient entschied sich ohne Zögern für den festsitzenden Zahnersatz auf Implantaten mit zementierten Kronen im Seitenzahngebiet und meinte, dass wir "Nägel mit Köpfen" einschlagen müssten.
Die Planung der "Nägel mit Köpfen"-Variante verläuft folgendermassen:
- Behandlungsphase:
- Ziehen der parodontal stark geschwächten Oberkieferbackenzähne. Anpassen der bestehenden Teilprothese als Provisorium.
- Ziehen des die Verzahnung störenden Unterkieferprämolaren rechts (Pfeil in Abb. 5) und Anpassen der bestehenden Teilprothese.
- Behandlungsphase, zwei Monate später (also im April 2006):
- Operation 1: Sinuslift im Oberkiefer links und rechts gleichzeitig und Setzen von je zwei Implantaten links und rechts.
- Operation 2 (zwei Wochen später): Implantation von je zwei Titanschrauben im Unterkiefer links und rechts.
- Behandlungsphase, zwei bis drei Monate später (im Juli 2006): Rekonstruktion der Oberkiefer- und Unterkieferbackenzähne mit festsitzend zementierten Brücken.
Zweite Behandlungsphase
Wie geplant habe ich zwei Monate nach Ziehen der Zähne in einer ersten Operation am 4. April 2006 im Oberkiefer links und rechts je zwei Implantate mit Sinuslift gesetzt. Zwei Wochen später folgte die zweite Operation mit je 2 Implantaten im Unterkiefer links und rechts. In Abb. 9 sind drei der Implantate im Oberkiefer einen Monat nach der Operation sichtbar.
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Dritte Behandlungsphase
Im Juli 2006 konnte die Rekonstruktion der Oberkiefer- und Unterkieferseitenzähne mit festsitzend zementierten Metallkeramikbrücken auf Implantaten durchgeführt werden. Abb. 10 zeigt die Implantate im Oberkiefer drei Monate nach der Implantation und zwei Wochen nach ihrer erneuten Darstellung mit einer Spezialtechnik (entfernen des überwachsenen Zahnfleisches). Dann folgte die Abdrucknahme eines Gipsmodell für den Zahntechniker, der die Brücken herstellt.
Am 12. Juli wurden die Aufbauten aus Titan in den Implantaten mit einem definierten Drehmoment festgeschraubt (Abb. 11). Darauf wurden gleichentags die vom Techniker gefertigten Metallkeramikbrücken zementiert (Abb. 12).
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Im Unterkiefer ist das Vorgehen exakt gleich. Das Endresultat im den zementierten Implantatbrücken links und rechts ist in Abb. 13 zu sehen. Die ganze Behandlung dauerte vom Ziehen der Zähne am 19. Januar 2006 bis zum fertigen Zementieren der Brücken am 12. Juli 2006 ein knappes halbes Jahr. Im Röntgenbild vom 19. Juli 2006 in Abb. 14 wird die gesammte Rekonstruktion im Oberkiefer mit den Sinuslifts links und rechts und im Unterkiefer eindrücklich dargestellt.
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"Ich bin total begeistert von meinen neuen 'eigenen' Zähnen. Dank einem Top Job und einem Top Team verlief die ganze Behandlung schmerzfrei und komplikationslos. Das geduldige Warten hat sich sehr gelohnt. Herzlichen Dank!
P.L.
Zusammenfassung
In der anschliessenden Bildfolge vorher-nachher wird der klassische Werdegang einer solchen Versorgung noch einmal illustiert.
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Bemerkung: Auch in diesem Fall dauert die Behandlung vom Ziehen der Zähne bis zum Zementieren der festsitzenden Brücken ein halbes Jahr. Wenn der Patient die Geduld und die Zeit dafür aufbringt, wird ihn die Implantologie nicht enttäuschen. Die häufigsten Misserfolge in der Implantologie sind die Schnellvarianten, also Implantation und die Belastung mit einer Krone am gleichen Tag. Die Erfolgsquote sinkt dann rasch von 99% auf unter 80%.
Fall 9, Implantologie wurde, Jahre bevor er zu mir kam, Opfer einer solchen Schnellimplantation ohne Aufklappung mit Sofortbelastung der Implantate. In einer Stunde bekam er sechs Implantate in den Oberkiefer eingeschraubt: eineinhalb Jahre später war der ganze "Zauber" vorbei. Alle Implantate mussten eiternd, eines nach dem andern, unter vielen Schmerzen entfernt werden. Und das Tragische daran war, dass dort wo die Implantate gesetzt waren, wirklich kein Knochen mehr existierte. Wenn Sie die Abb. 1 von Fall 9, den komplett abgebauten Oberkiefer genau anschauen, werden Sie an den Einziehungen des Kiefers unschwer erraten, wo die Implantate den Kieferknochen zerstörten.
Deshalb rate ich Ihnen an, egal was für Werbung Sie sehen und welche Versprechen man Ihnen gibt: Hände weg von Direktimplantationen mit Sofortbelastung, wenn möglich sogar noch ohne Aufklappung (Beurteilung der Knochensituation im Kiefer). Die einzige Ausnahme habe ich im Fall 6 unter Bemerkung besprochen, aber auch dort immer mit Aufklappung. Lesen Sie dazu auch meine Brochure Kommentar zur "10vor10" Sendung am Schweizer Fernsehen vom Januar 2006, wo für eine solche Schnellimplantation Werbung gemacht wurde.
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