10 Bemerkungen zur Implantologie für den Patienten

Da Patienten wie in Fall 8 und 9 oft wegen der grossen postoperativen Schwellungen keinen Zahnersatz (Prothese, Teilprothese) tragen können, ist die Terminierung solcher Behandlungen von entscheidender Wichtigkeit. Denn es ist notwendig, die medizinisch postoperativen, unausweichlichen Folgen solcher Eingriffe mit den sozialen Bedürfnissen des Patienten in Einklang zu bringen.

  1. Die Implantologie bringt, sofern alle besprochenen Grundsätze eingehalten werden, sensationelle Langzeiterfolge und erweitert das Therapiespektrum enorm.
  2. Die Natur braucht Zeit zum Heilen, ganz speziell bei Knochenaufbauten jeglicher Art. Geben wir der Natur diese Zeit. Die Natur lässt sich nicht überlisten.
  3. Implantationen ohne chirurgische Aufklappungen zur Darstellung der reellen Kieferknochenverhältnisse sind Zufallserfolge, meistens von kurzer Dauer und oft von chronischen Schmerzen mit Vereiterungen begleitet.
    Fall 9 war, bevor er in meine Praxis in Behandlung kam, Opfer einer direkten Implantologie ohne Aufklappung und mit sofortiger Belastung der Implantate mittels einer Stegprothese. Alle sechs Implantate vereiterten damals (laut seiner Aussage) innerhalb von eineinhalb Jahren und mussten eines nach dem anderen unter vielen Schmerzen entfernt werden. Wenn man die Abb. 1 genau ansieht, dann kann man an den Einziehungen des Kiefers feststellen, wo seinerzeit die Implantate gesetzt worden waren.
    Der Oberkieferkamm von Abb. 1 zeigt nach Aufklappung in der Front (Abb. 2) bis zum Prämolarenbereich eine maximale Knochenbreite von 2 mm. Wo soll da eine 4.1 mm dicke Schraube, oder für besseren Halt sogar eine 4.8 mm dicke, im Knochen verankert werden?

    Abb. 1
    Abb. 1 - Oberkiefer vor dem Knochenaufbau.

    Abb.2
    Abb. 2 - Aufklappung des Oberkiefers.

    Abb. 3 zeigt den Kieferkamm nach Knochenaufbau in der Front und im Oberkieferseitenzahngebiet sowie nach Herstellung korrekter Schleimhautverhältnisse.
    Nach Auklappung treffe ich in der Front etwa 7 bis 8 mm Knochenbreite an (Abb. 4). Die beiden Bohrstollen sind fertig aufbereitet zur Aufnahme einer 10 mm langen Implantatschraube mit dem grössten Durchmesser von 4.8 mm der Straumann Implantate und sind zirkulär noch an der Austrittsstelle aus dem Kiefer umgeben von 1.5 bis 2 mm gesundem Knochen. Dasselbe im Seitenzahngebiet.

    Abb. 3
    Abb. 3 - Kieferkamm nach Knochenaufbau.

    Abb. 4
    Abb. 4 - 7 bis 8 mm Knochenbreite und bereits fertig aufbereitete Bohrstollen zur Aufnahme von 4.8 mm dicken und 10 mm langen Implantatschrauben.

  4. Das Restgebiss wird in meiner Praxis parodontal vor einer Implantation saniert.
  5. Die Befolgung der Grundsätze der Zahnprophylaxe und Mundhygiene sind die Eckpfeiler eines Langzeiterfolges für Zahnimplantate (sowie die eigenen Zähne).
  6. Regelmässige, aber mindestens halbjährliche, bei grossen Rekonstruktionen auch viermonatige Nachkontrollen bei der Dentalhygienikerin sind Patientenpflicht.
  7. Das Implantat muss für festsitzende Rekonstruktionen auf den Millimeter genau und achsengerecht dort gesetzt werden, wo die Zahnkrone zementiert oder verschraubt wird.
  8. Die Planung und Besprechung kommt vor der Implantation.
  9. Knochenaufbauten mit oder ohne Implantation mit geschlossener Wundheilung sind die ersten vier Tage immer von Weichteilschwellungen aber kaum Schmerzen begleitet.
  10. Das Timing grösserer Eingriffe und Befolgen der postoperativen Ratschläge wie Einnahme von Medikamenten, Ruhe, kalte Umschläge etc. sind enorm wichtig. Siehe auch unser Merkblatt zum Grundverhalten nach allen chirurgischen Eingriffen im Mund.

Lichtblick: Den Hauptanteil der postoperativen Schwellungen wird an der Entnahmestelle der zu transplantierenden Knochenstücke verursacht (speziell vom Kinn) und nicht dort, wo die Knochentransplantate mit Schrauben fixiert werden.
Nun ist die Forschung daran, solche "gezüchtete" Knochenstücke herzustellen, die anstelle des autologen Knochens zur Augmentation verwendet werden können. Das hätte den Riesenvorteil, dass für einen Kammaufbau im Oberkiefer auf die zweite, hauptsächlich Schwellungen verursachende Wunde z.B. im Kinn verzichtet werden könnte, was den Eingriff für den Patienten schon wesentlich leichter machen würde (siehe Fall 10).

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